Stegbau 2023

... Endlich ist es soweit

Nach vielen Diskussionen, Anträgen, Amtsbesuchen, Ankündigungen, Verzögerungen, Hirnschmalzverbrauch und vielen Arbeitsstunden ist es nun endlich soweit:

Der neue Steg ist fertig

Schee isser

Warum brauchen wir einen neuen Steg?

Da sich die alte Holzkonstruktion zunehmend in ein Feuchtbiotop mit der Festigkeit eines Hochmoores verwandelt hat, war ja schon seit geraumer Zeit die Idee eines Stegneubaus im Gespräch.
Bevor sich also nun seltene Tier- und Pflanzenarten im Steg einnisten - und dieser dann wahrscheinlich unter Naturschutz gestellt würde - konnte nun endlich mit dem Bau eines neuen Steges begonnen werden.

Wie sich im Laufe der Jahre beim alten Steg gezeigt hat, hat eine Holzkonstruktion nur eine sehr begrenzte Lebensdauer. Unser Steg bleibt ganzjährig im Wasser und ist dadurch ständig Feuchtigkeit von unten und den Witterungseinflüssen von oben ausgesetzt. Somit bleibt es nicht aus, daß das Holz immer mehr verrottet.
Die Beplankung wurde zwar immer wieder erneuert und geflickt, aber letztendlich ist nun auch die Unterkonstruktion soweit angegriffen, daß man befürchten muß, daß der Steg über Kurz oder Lang auseinanderbricht.

Daher haben sich unsere Vereinsingenieure etwas anderes überlegt.

Design und Konstruktion

Die Unterkonstruktion besteht aus witterungsbeständigen Aluminiumelementen, die miteinander verschraubt werden. Dieser Rahmen sollte nach menschlichem Ermessen fast unendlich lange halten.

Um den Steg auch über Wasser zu halten werden im Inneren des Rahmens röhrenförmige Schwimmkörper angebracht. Auf der Oberseite wird der Steg mit Holz beplankt, ebenso vorne und an den Seiten.

Steg CAD

Es ist natürlich zu erwarten, daß auch dieses Planken nicht ewig halten. Daher verwenden wir dafür handelsübliche Dachlatten. Diese sind kostengünstig, haben ein bekanntes Maß, sind einfach zu beschaffen und können bei Bedarf schnell ausgewechselt werden.

Der neue Steg wird übrigens auch 4 Meter länger, sodaß vielleicht mal ein Achter anlegen kann, oder bei viel Betrieb und v.a. beim Kindertraining mehrere Bootsbesatzungen gleichzeitig ein- und aussteigen können.

Der Schwimmkörper

Als Schwimmer verwenden wir Kunststoffrohre aus Polyethylen. Dieses Material ist einerseits witterungsbeständig, andererseits gibt es keine Substanzen ins Wasser ab, was aus Naturschutzgründen relevant ist.

Ein Rohr ist naturgemäß vorne und hinten offen und würde sehr schnell auf dem Grund des Sees verschwinden.
Außerdem sind die Rohre aus dem Handel für die gewünschte Steglänge von 15 Metern zu kurz.

Daher haben sich Mitte April Matze, Michi und Stefan über mehrere Abende konspirativ im Bootshaus getroffen und mit Hilfe einer speziellen Schweißappartur aus diesen Rohren luft- und wasserdichte Schwimmer gebaut: Zwei Rohrstücke werden stumpf aneinander geschweißt und vorne und hinten wird das Ganze noch mit einer Endkappe versehen.

Stefan beim Rohreschweißen
Stefan beim Rohreschweißen

Die fertigen Schwimmer warten auf die Montage
Die fertigen Schwimmer warten auf den Einbau

Der Rahmen

Die einzelenen Elemente aus Aluminium haben wir von einer Firma fertigen lassen. Da die Teile nun endlich geliefert wurden, hat Sebastian für die Montage die Stegbaumannschaft zusammengetrommelt.
An zwei Abenden und Samstagnachmittag hat Alt und Jung nach bewährter Ikeamanier die Teile zusammengeschraubt.

Alle schrauben
Alle schrauben bis der Akkuschrauber raucht

Teamarbeit
Hier gehts nur im Team

Handarbeit
Handarbeit

Fertig ist der Rahmen
Und schon ist der Rahmen fertig

Stapellauf

Am ersten Samstag im Mai war es nun soweit: Der Steg sollte ins Wasser gehen. Der Rahmen war fertig montiert, die Schwimmerrohre im Rahmen befestigt, und auch die umlaufenden Holzplanken waren schon montiert. Lediglich die Latten auf der Oberfläche fehlten noch. Diese sollten aus Gewichtsgründen erst angebracht werden wenn der Steg im Wasser wäre. Er wog in diesem Zustand immerhin gute 400kg. Groß war auch die Spannung ob und wie er denn schwimmen würde.
Der Termin war bewußt aufs Anrudern gelegt worden. So konnte man sicher sein, daß sich eine große Helferschar versammeln würde.

Befehlsausgabe
Befehlsausgabe

Auf Anweisung unseres Vorstands verteilen sich Erwachsene, Kinder, Jugendliche, Männlein und Weiblein gleichmäßig an den beiden Seiten des 15m langen Stegs und auf das Kommando "Steg geht hoch" wurde angehoben und mit Leichtigkeit ins Wasser getragen. Die Erleichterung war groß als er tatsächlich schwamm und die berechnete Wasserlinie fast auf den Millimeter genau erreicht wurde.

"Mannschaft an den Steg"
"Mannschaft an' Steg"

"Steg geht hoch"
"Steg geht hoch"

Gar nicht so schwer das Ding
Gar nicht so schwer das Ding

Und er schwimmt doch!
Und er schwimmt doch!

Die Beplankung

Nachdem der Steg schön eben im Wasser lag, konnten die Querlatten montiert werden.
Damit sich später niemand einen Spreißel einzieht, wurden die Kanten vorher noch angefast.

Kanten hobeln
Kantenhobeln

Stegbeplankung
Eine große Zahl von Helfern macht sich ans Anschrauben der Latten. Aber leider sollte es an diesem Tag nicht mehr soweit kommen. *

Nach einigen Verzögerungen fand sich Mitte Mai nochmal eine kleine aber ambitionierte Mannschaft ein, die endlich den Schwimmsteg mit dem Holzbelag versah. Nun kann er betreten werden.

Stegbeplankung 2
Der Holzbelag wird Latte für Latte angeschraubt

Stegbeplankung 3
Und fertig...

Mißgeschicke

Wer kennt eine Baustelle, auf der überhaupt nie irgendetwas schiefläuft? Seit Menschengedenken ist so etwas unbekannt, und so auch bei unserem Stegbau.

zu lang...

Am Donnerstag Abend vor dem Stapellauf sollten die Schwimmer in den Alurahmen eingeführt und befestigt werden.
Zu unserer Bestürzung standen sie aber fünf Zentimeter über! Wie konnte das sein?

Das Rätsel war mit einem Blick in die Werkstofftabelle schnell gelöst: Als die Rohre im April verschweißt wurden, lag die Außentemperatur bei frischen 8° Celsius.
Nun war das Wetter aber deutlich milder geworden und in der Boothalle konnten wir fast 25°C messen. Durch den Temperaturunterschied waren die immerhin 15 Meter langen Rohre um gute 5 Zentimeter in der Länge gewachsen. Der Alurahmen hatte sich natürlich auch gelängt, aber durch den wesentlich geringeren Längenausdehnungskoeffizienten nicht im gleichen Maße.

Es blieb also nichts anderes übrig: Die Rohre mußten nochmal auseinandergeschnitten, 5 - 10 Zentimeter entfernt und wieder zusammengeschweißt werden. Bis spät in die Nacht wurde nochmal gesägt, gehobelt und geschweißt, aber um halb neun es dann doch geschafft, sodaß der geplante Stapellauf am Samstag vonstatten gehen konnte.

zu kurz...

Der Stapellauf am Samstag war mit Leichtigkeit erfolgt, und als der halbfertige Steg am alten Steg festgemacht war, wurde er von einer Horde mit Akkuschraubern, Latten und Schrauben bewaffneten Helfern gestürmt. Die Querlatten sollten befestigt werden und der Schwimmteil somit fertig gestellt werden.

Markierungen wurden angezeichnet, Latten vorgebohrt und gesenkt, von beiden Stegenden wurde mit Eifer gearbeitet.
Bald geriet jedoch der Ablauf ins Stocken. Irgendetwas stimmte nicht, man sah die eine oder andere gerunzelt Stirn, und sogar Flüche waren zu vernehmen. Irgendwie wollten die Holzschrauben nicht halten.
Nach eingehenden Konsultationen mit dem Konstrukteur, den zahlreich anwesenden Holzfacharbeitern und jedem, der auch noch was dazu zu sagen hatte, mußte man zu dem Schluß kommen: Die Schrauben waren zu kurz! Irgendjemand hatte sich verrechnet.

Da am Samstag Nachmittag geeignete Schrauben nicht mehr beschafft werden konnten, wurde zum Rückzug geblasen. Material und Werkzeug wurden wieder zurück ins Bootshaus getragen und man ging gleich zu gemütlichen Teil über.

Alles Material Zurück
Alles Material wieder zurück

Abbruch des alten Stegs

Ende Mai machten wir uns dann eines Abends daran, den alten Steg abzubrechen.

Zunächst wurde die Beplankung entfernt. Dabei zeigte sich der eigentliche Zustand des Stegs, der jahrelang ununterbrochen im Wasser gelegen war.
Die Längs- und Querträger waren größtenteils völlig morsch und mit Wasser vollgesogen. Auch die XPS-Platten, die als Schwimmer dienten, hatten ein Mehrfaches ihres ursprünglichen Gewichts, da sie teilweise mit Wasser vollgesogen waren, aber auch wegen des Moos- und Muschelbewuchses.
Seltene Lurche konnten wir nicht entdecken, und auch die Muscheln waren überwiegen invasive Dreikantmuscheln.

Mit einem Minibagger zogen wir den Steg stückweise an Land und zerteilten ihn in handliche Stücke.

In zweieinhalb Stunden war das erledigt, und der neue Schwimmsteg wurde erstmal angedockt, verankert und kann nun genutzt werden.

Verstecktes Biotop
Da kommt ein schönes Biotop zum Vorschein

Alter und neuer Steg
Alt neben neu

Schwerer Gerät
Schweres Gerät für den Abbruch

Sondermüll
Alles gut verladen

Endlich fertig

Ende Juni war der Wasserstand endlich soweit gesunken, daß auch die Rampe und der Landteil des Steges vollendet werden konnte.
An zwei Abenden wurde der alte Reststeg in einer gemeinsamen Anstrengung abgebrochen, das Auflager erneuert und die neue Rampe und der Landsteg montiert und mit Planken versehen.

Die letzten Latten werden verschraubt
Fast fertig!

Weitere Bilder gibt es hier